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Geschrieben von Isi Power am 04.07.2018 um 14:13:

  Hufe geben klappt nicht ganz

Hallo alle zusammen!

Hab bei meinem neuen Isi das Problem, dass das Hufe auskratzen jedes Mal ein Kampf ist. Er will sie partout nicht hergeben und es dauert deshalb bis zu einer halben Stunde, bis ich alle vier ausgekratzt hab.
Ich hab es mit Kastanie reiben und an der Sehne entlang streichen probiert. Funktioniert nicht. Wenn ich mich gegen seine Schulter lehne, lehnt er sich kurz darauf gegen mich (eh klar, Druck erzeugt Gegendruck). Er ist vorne beschlagen, also kennen muss er es. Bräuchte auch dringend einen neuen Beschlag, weil die Hufe schon so lang sind. Möchte das Problem behoben haben, bis der Schmied kommt und mir wachsen langsam graue Haare. Gehen ja nicht alle Schmiede freundlich mit Pferden um, wenn es nicht gleich klappt.
Will ich mir das Bein schnappen, auf dem er gerade nicht voll drauf steht, macht er mir jedes Mal einen Strich durch die Rechnung. Greife ich hin, verlagert er sofort sein Gewicht auf genau dieses Bein und ich kann wieder einen Beschwörungstanz machen. Langsam hab ich das Gefühl, er veräppelt mich. Sonst ist er ja total brav und tut was ich will, nur das Hufe geben ist ein Problem.

Hat jemand von Euch dasselbe Problem mit seinem Pferd gehabt und kann mir irgendeinen Tipp geben, wie ich es noch versuchen könnte? Bin mit meinem Latein langsam am Ende. Bin das von meinem ersten Isi gar nicht gewöhnt.



Geschrieben von Atli am 04.07.2018 um 14:28:

 

Macht er das bei anderen Leuten genauso?



Geschrieben von Schnucki10 am 04.07.2018 um 14:35:

 

Haben hier alle "Neuen" erstmal versucht.
Sicherlich ist da auch "ich gab mein Wichtigstes zur Flucht her" mit dabei.

Als ich mir Verkaufspferde angeschaut hab, war auch eine Stute (14) in einem Therapiebetrieb dabei, wo SB/Besitzerin mir sagte, Hufe geben und behandeln wäre fast unmöglich. Und ich konnte einem Schmiedtermin mit Hufverband anlegen sowie Huf desinfizieren der SB beim nächsten Besuch zuschauen.

Und hab mich dann mit Keksen bewaffnet auf den Weg gemacht.

Lob ist der Schlüssel.
Ganz kleinschrittig, wenn das Kind schon, wie hier, in den Brunnen gefallen ist.

Bücken, Huf anfassen und loben.
Loben, wenn Gewicht nicht mehr verlagert wird.

Oder grobschrittig: An den Puscheln ziehen - dann gibt jedes Pferd die Flosse.
Und dann quietschend totloben und Kekse reinstopfen.

Anfangs aber wirklich nur das Entlasten/Hochheben loben und direkt wieder absetzen.
Zum "halten so lange ich will" bleibe ich je nach Fall wiederum hartnäckig und lasse "einfach" nicht los.
Mantra "Du kannst machen was Du willst, das ist jetzt MEIN Huf!"
Sobald das Gezappel endet, laß ich ab und Kekse.

Bei der Stute hat es 20 Min gedauert und sie hob den jeweils nächsten Huf schon, wenn ich den Vorigen absetzte.
(Was der SB natürlich auch nicht recht war Augen rollen )



Geschrieben von Isi Power am 04.07.2018 um 14:43:

 

Ja, macht er bei anderen genauso. Die Stallbesitzerin - die sehr viel Pferdeverstand hat - hat das Problem genauso bei ihm.

Kann sein, dass er es nicht so gewohnt ist und deshalb meint, er gibt sie mir nicht. Als ich bei der Vorbesitzerin zum Probereiten war, hat die die Hufe auch nicht ausgekratzt. Ich hab nicht nachgefragt, weshalb sie es nicht tut.
Ist mir sowieso aufgefallen. Bin sieben Pferde probegeritten und nur eine einzige hat mich ihr Pferd selber von der Koppel holen, putzen, Hufe auskratzen und satteln lassen. Was ich super finde, weil da sieht man gleich, wie das Pferd reagiert und ob man eventuell zusammen passt. Es hat mich schon sehr gewundert, dass den anderen nicht die Hufe ausgekratzt wurden. Die wurden nur gestriegelt und sonst nichts.



Geschrieben von Schnucki10 am 04.07.2018 um 14:51:

 

Kratz auch oft nur alle paar Wochen mal aus - aber wenn ich auskratze, möchte ich sie hingehalten bekommen.

Und das geht über Lob & begeisterte Freude wunderbar und schnell Augenzwinkern



Geschrieben von Isi Power am 04.07.2018 um 14:54:

 

Ach ja, mit meinem Fuß gegen den Kronrand klopfen - wie es mir von einer Hufpflegerin geraten wurde - klappt auch nicht wirklich.

Überschwänglich gelobt hab ich ihn auch sofort, wenn er ihn mir gegeben hat. Bei den Hinterhufen muss man aufpassen, weil er die gerne wieder wegreißt. Erst dachte ich, er macht es, wenn ihn die Fliegen ärgern. Aber einmal hab ich ihn dabei ertappt, als keine einzige da war.



Geschrieben von Schnucki10 am 04.07.2018 um 15:01:

 

Hast Du den Huf nach dem Loben auch direkt wieder abgesetzt?
Versuch das mal. Nur die Reaktion loben. Auch wenn Du erstmal gar nicht zum Auskratzen kommst.

Ärgern oder verarschen will er Dich sicher nicht.



Geschrieben von Isi Power am 04.07.2018 um 15:13:

 

Hab ich mir auch schon überlegt. Vielleicht bin ich zu ungeduldig.

Woran ich auch schon gedacht habe, ist, dass er vielleicht Angst hat, das Gleichgewicht zu verlieren, wenn er auf drei Beinen stehen muss. Kann ja auch ein Grund sein.



Geschrieben von Mósa-mín am 04.07.2018 um 15:23:

 

Hufe geben ist bei meinen Pferden ein absolutes MUSS geschockt Die meisten heben die Hufe schon leicht an, wenn man sich runter beugt, weil sie wissen was kommt. Bei der stoischeren Kandidaten muss man schon auch mal am Fesselbehang leicht ziehen Augenzwinkern

Versuche mal, das Bein mit einem Seil anzuheben (vorausgesetzt natürlich, dass dein Pferd ein sich bewegendes Seil um das Bein ruhig duldet!!). Du schlingst dabei ein weiches, langes Seil um das jeweilige Bein und baust langsam Zug auf, bis das Pferd nachgibt. Gibt es nach und hebt den Huf an, nimmst du den Druck sofort weg, egal wie klein die Reaktion des Pferdes war, und lobst das Pferd. Das steigert man dann je Trainingseinheit, bis man das ganze Bein anheben kann und den Huf auch mal länger halten kann.
Durch das Seil kannst du weiter vom Pferd weg stehen und es kann sich weder auf dich lehnen, noch dich anrempeln oder gar ausschlagen. Außerdem hast du eine größere Hebelwirkung und das Pferd kann den Huf nicht einfach urplötzlich wegziehen. Mit der Hand müsstest du dann in der Regel loslassen, der Strick gibt maximal kurz nach, bleibt aber weiterhin dran.
Sowohl Vorder- als auch Hinterbein werden erst nach vorne hin gearbeitet, das Hinterbein dann langsam nach hinten raus in die normale Auskratz-Position geholt, wenn das Pferd bereits gute Balance hat.

Ich gehe zwar eher davon aus, dass dein Pferd Hufe geben eigentlich kann und nur "nicht will", aber da du es neu hast und nicht weist, was es beim Hufe geben schon erlebt hat und wie es bisher damit gearbeitet wurde, ist diese Methode ganz gut um sich langsam vorzutasten und die ersten Reaktionen des Pferdes auf Hufe geben aus sichererer Distanz zu beobachten. Bestenfalls hast du auch die Stallbesitzerin oder einen Trainer dabei, der dir zeigen kann, wie viel Druck du aufbauen musst.

Ein passendes Video habe ich auf Anhieb nicht gefunden, aber hier kannst du einen Endruck gewinnen, wie sowas aussehen kann: https://www.youtube.com/watch?v=MOJQcKfpzRc



Geschrieben von Schnucki10 am 04.07.2018 um 15:38:

 

Seil ist super.
Wenn das nicht funktioniert dann gehts auch so auf Distanz, ab ca. Min. 5 interessanter.
(Hab hier keinen Ton und konnte nur das Handeln beurteilen.)
https://www.youtube.com/watch?v=QLE-LpvLDwk
(Wobei der Blick zu Videobeginn schon der Knaller ist - Shetty halt Herzaugen )

Ergebnis:
https://www.youtube.com/watch?v=dV3kbc4udME



Geschrieben von stechmuecke am 05.07.2018 um 12:31:

 

Die Seilmethode wurde nun ja schon beschrieben.

Ergänzend dazu möchte ich noch beitragen, dass du auch zuerst die Gewichtsverlagerung üben kannst. Oft ist es wirklich so, dass Pferde aus Angst vor Balanceverlust die Hufe nicht geben möchten. Oder sie noch so wenig Vertrauen/ Kooperationsbereitschaft haben, dass sie auch eine Gewichtsverlagerung nicht mitmachen.
Schau einfach, dass das Pferd das Gewicht auf das andere Bein nimmt, wenn du sachte gegen die Schulter drückst. Hierbei geht es um "wer bewegt wen". Wenn ein Pferd ruhig und entspannt ist, dann lässt es sich vom Gewicht her in alle möglichen Richtungen dirigieren (ohne dass es sich bewegt): von einem Vorderbein auf das andere, von einem Hinterbein auf das andere, von der Vorhand auf die Hinterhand, von der Hinterhand auf die Vorhand. Im weiteren Verlauf kannst du es auch schaukeln. Wenn die Pferde erst mal auf den Geschmack gekommen sind, dann mögen sie es ziemlich.
Dadurch kannst du üben, dass das Pferd locker wird, bzw. überprüfen, ob es dies ist.
Durchlässigkeit ist eben immer die Basis.



Geschrieben von Atli am 05.07.2018 um 12:41:

 

Den Vorschlag von Stechmücke finde ich am besten Top

Wenn ich jetzt nämlich so drüber nachdenke, gehört dieses Bewegen - auch vor und zurück bzw. mir weichen - des Ponies ins ganz normale Erziehungsprogramm - schon bei den Jungpferden cool



Geschrieben von Baron am 05.07.2018 um 13:39:

 

Vielleicht tun dem Pferdchen einfach die Füße/Beine weh, so dass es nicht sein Gewicht auf eine Seite verlagern mag.
Der (letzte) Schmied hat es vielleicht mit Körperkraft geschafft die Hufe hochzuheben und zu beschlagen.



Geschrieben von Ragna am 05.07.2018 um 13:41:

 

Das mit der Balance leuchtet mir ein. Ich kann mich noch gut erinnern, wie Ragna in ihren ersten Lebenstagen erst mal genau ihr Gleichgewicht prüfte, bevor sie den Hals bog, um mit den Zähnen an der Kruppe zu knabbern. Und dann erst das Abenteuer, sich mit dem Huf hinterm Ohr zu kratzen! Kurz darauf haben wir Zentimeter um Zentimeter Hüfchengeben gespielt und nach Bruchteilen von Sekunden furchtbar gelobt.

Vielleicht vergisst man bei erwachsenen Pferden manchmal, so vorsichtig und spielerisch vorzugehen.



Geschrieben von lungomare am 05.07.2018 um 18:31:

 

so aus Huftanten-Sicht (ich brauch ja desöfteren mal irgendein Rezept, um nen Fuß hochzubekommen bei solchen Pferdies): mal mit dem Hufkratzer am röhrbein kratzen, gegen die fellrichtung. tut nciht weh,stört aber und meist wird das Bein dann kurz mal deutlich leichter und kann hochgenommen werden. dann entsprechend loben. erstmal nur kurz hochheben, loben, wieder abstellen - gern auch mit Kommando "ab" oder so - dann ggf erneut anheben.
ich mach bei solchen Hotties dann "babyprogramm": füße nur sehr kurz hoch, kleinigkeit machen, wieder hinstellen. neu hochheben, wieder kleinigkeit machen, wieder hinstellen. dann entfällt meist auch das Gleichgewichts-Thema.

oder eben wie schon beschrieben gaaaaanz kleinschrittig anfang.

Hab grad ne Zweijährige gekauft und war total hin und weg, dass die mir beim ersten Besuch freistehend auf der Weide problemlos alle Füße gab. klasse, wenn Züchter das wirklich von anfang an konsequent üben :-)



Geschrieben von Schnucki10 am 05.07.2018 um 22:13:

 

ot:
lungo, berichte!!



Geschrieben von snokil am 05.07.2018 um 23:47:

 

mit gleichgewichtsuebungen wie von stechmuecke beschrieben hab ich auch gute erfahrungen gemacht: das pony war echt kein schnelldenker, merkte aber recht schnell, dass es nach dem "geruettel" sicher stand, legte dann immer von selbst einen chachacha hin, der mit der zeit auch immer kuerzer ausfiel ...


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