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Geschrieben von Milasila am 21.06.2021 um 09:01:

  Schreckhafte Isistute: wie sattelfest werden?

Hallo zusammen,

meine Isistute (8 Jahre alt) ist leider sehr schreckhaft. Ich arbeite deshalb sehr viel vom Boden aus. Dennoch habe ich es geschafft, sie an Sattel und Trense zu gewöhnen und konnte bereits anfangen sie an den Reiter zu gewöhnen. Wir konnten so schon einige Ausritte ins Gelände als Handpferd mit mir als Reiter wagen und auch auf dem Platz einige Trabschritte mit Reiter üben.

Mein Pony bilde ich mithilfe meiner Trainerin selbst aus und normalerweise wende ich mich mit meinen Problemen auch an Sie. Allerdings kennt sich meine Trainerin nicht speziell mit Gangpferden aus. Da wir aber erst noch an den Basisthemen (Gehorsamkeit, Gelassenheit, Balancefindung...) arbeiten, stellt das aus meiner Sicht kein Problem dar.

Bei einer Sache ist allerdings auch meine Trainerin ratlos:
Wenn mein Pony erschrickt und einen Sprung auf die Seite macht, falle ich sehr schnell runter. Das ärgert mich so, dass ich angefangen habe an meiner eigenen Rumpfstabilität zu arbeiten. Auch nehme ich auf anderen Pferden Reitunterricht um insgesamt ein besserer Reiter zu werden. Auf anderen Pferden jedoch bin ich um einiges sattelfester, allerdings sind diese auch viel schmaler zu sitzen.
Damit mein Pony nicht mehr so schreckhaft ist, mache ich nun sehr viel Schrecktraining mit ihr. Aber wie gehe ich das Problem mit meiner fehlenden Sattelfestigkeit an? Mein Pony reagiert zudem auch sehr sensibel auf meine Angespanntheit im Sattel. Ich muss also sehr locker im Sattel sitzen um sie gelassen zu bekommen. Sobald sie dann erschrickt ist ein Festhalten meinerseits nicht möglich.

Habt ihr vielleicht noch einen Tipp für mich?
Oder finde ich hier sogar "Leidensgenossen"?
Das würde mich sehr freuen.

Liebe Grüße
Mila



Geschrieben von Tess am 21.06.2021 um 09:13:

 

Was hast du denn für einen Sattel?

Meine Stute neigte in jungen Jahren zu gewaltigen Buckelattacken. Damals habe ich mir übergangsweise einen Sattel Marke "Sitzgefängnis" besorgt, der große Pauschen und einen nicht zuuuuu flachen Sitz hatte. Der hat einiges abfangen können. Ausserdem könnte man noch darauf achten, dass der Sattel eher enger tailliert ist, wenn das mit dem breiten Ponyrücken zu vereinbaren ist.
Später habe ich mir dann wieder etwas pauschenloses flachersitzigeres besorgt.



Geschrieben von Viala am 21.06.2021 um 09:15:

 

Hallo,

kurz für mich zum Verständnis, wenn sie erschrickt, dreht sie dann zur Seite weg oder bockt sie ?

Viele Grüße

Viala



Geschrieben von glumur am 21.06.2021 um 09:56:

 

Mila, ich denke die von dir schon bemerkte, fehlende Rumpfstabilität ist da ein wichtiger Punkt.
Ich selbst bin als Wiedereinsteigerin vor ein paar Jahren mit knapp 30 ans Projekt "reiten lernen" gekommen und bin leider ein ziemlicher talentfreier Körperkasper cool Das Problem die Spannung an den fallschen Stellen zu haben und im Rumpf labberig zu sein, kenne ich also gut.
Ich übe, übe, übe also im Alltag ganz viel an der richtigen Haltung. Klettern/bouldern ist auch super für die Rumpfmuskulatur!

Mir hilft für mein Balancegefühl auf dem Pferd das regelmäßige reiten ohne Sattel. Hast du eine Möglichkeit andere Pferde ohne Sattel oder imit Pad/Felli ohne Bügel zu reiten?
Am besten im Unterricht, denn hierbei muss man gut aufpassen, sich nicht mit den Beinen festklemmen zu wollen, sonden seine Stabilität wirklich über den untern Rücken und den Bauch zu bekommen.

Und hast du schon mal versucht auf deiner Stute einen Balencezügel, also einen weichen Halsring, mit zu nehmen?



Geschrieben von Lieschen am 21.06.2021 um 11:09:

 

Meine beste Freundin ist nach einem Sturz vom Pferd (mit angebrochenem Lendenwirbel) sehr unsicher geworden. Ihr hilft ein Sattel mit "Ohren" statt normalen Pauschen, z.B. Australischer Stocksattel oder Signum Sattel. Mit dieser Pauschenform hat man relative Beinfreiheit beim Reiten, aber wenn der Oberschenkel nach oben rutscht, wird er halt abgebremst und ein Sturz vom Pferd wird relativ unwahrscheinlich. Das gibt Sicherheit und hilft dabei entspannter zu bleiben. Ich habe allerdings keine Ahnung ob es diese Sättel mit ausreichend kurzer Auflagefläche für Isländer gibt.



Geschrieben von Velvakandi am 21.06.2021 um 11:24:

 

Ich hab das in der Vergangenheit auch schon häufiger gehabt (und auch gerade wieder beim eigenen Jungpferd), dass junge Pferde einen anfangs bei plötzlichen Hüpfern einfach schlecht "mitnehmen". Ich denke, das hängt mit der mangelnden Balance des Pferdes zusammen. Die wissen selbst nicht so richtig, wo ihre Beine genau sind und hüpfen unkontrolliert und "schlacksig" zur Seite.

Ein älteres Reitpferd kann genauso hüpfen oder buckeln, aber die haben ein paar Jahre mehr Übung und bessere Muskulatur, die hüpfen "besser". Meine ältere Finostute nimmt mich auf jeden Hüpfer mit, die sitz ich ganz locker auch ohne Sattel, das ist überhaupt kein Problem.
Ihr Sohn (jetzt 7) hat mich auch schon zweimal verloren, weil er einfach erschrocken und zur Seite gehüpft ist, ohne mich gescheit mitzunehmen und ich mich dann fallen lassen mußte, weil er von meinem unqualifiziert schief an der Seite Herumgehänge noch viel mehr zu Hüpfen anfing. Das war im ersten Jahr des Anreitens, mittlerweile sitze ich seine Aussetzer, weil er seinen Körper besser unter Kontrolle hat und es mir damit leichter macht, nicht weil ich mehr an Rumpfstabilität gewonnen hätte.

Schau mal, ob du deinen Sattel zuminest übergangsweise etwas "haftender" machen kannst. Zum Beispiel mit einem Lammfellsitzbezug, der ist nicht so glatt wie Leder und man rutscht nicht gleich zur Seite, wenn mal was ist. Ich bin seit letztem Jahr auch sehr häufig mit Filzsattel unterwegs (von Isabell Steiner, der setzt einen sehr korrekt und auch sehr schmal hin), da hat man auch deutlich mehr Haftung drin als in einem "nackigen" Ledersattel. Der hat zwar keine Bügel, aber Balance ist nicht meine Baustelle, das stört mich gar nicht.



Geschrieben von El Condor am 21.06.2021 um 12:00:

 

Hallo Mila, das ist vielleicht kein Trost, aber du bist nicht alleine!!
In mir findest du eine echte Leidensgenossin, deine Problematik ist identisch mit der meinigen. Nun bin ich wahrscheinlich schon einige Jahre älter als du, sehr viel "unflexibler" in meinem Körper, aber voller WILLEN meinen schreckhaften Berber sitzen zu können!
Ich glaube "Balance" des Pferdes und "Losgelasenheit des Reiters" sind die beiden Knackpunkte. Beides ist vom Kopf her nicht zu steuern, sondern braucht Zeit und viel Training von beiden Mitspielern. Auch ich kann auf anderen Pferden viel entspannter sitzen, speziell auf denen, die ich nicht kenne, sprich nicht weiß was auf mich zukommt. Tatsächlich würde ich auch einen Sattel empfehlen, der dich in der Taille schmal setzt, wenn du ein eher rundes Pferd hast. Je breiter ich gefühlt sitze, desto unsicherer fühle ich mich. Da ein Sturz, und ich bin schon 2x mit Schwung abgesetzt worden ( einmal mit wochenlangen Schmerzen danach, einmal glücklich nur "geschockt") in meinem Alter fatal enden kann, habe ich jetzt den sicheren Weg gewählt: mit dem Pony wird ganz viel vom Boden aus gearbeitet, inclusive Zügelführung vom Boden mit Trab und Seitengängen.
Parallel dazu: Rückkehr zum Reiten an der Longe mit einem geübten Longenführer, der das Pferd gut kennt und einschätzen kann! Klingt vielleicht wie Rückschritt oder Stillstand, aber ich merke dass es für MICH der einzig richtige Weg ist, da ich immer wieder mit meiner Anspannung, die sich flux und 1:1 auf mein Pferd überträgt, zu kämpfen habe! Aber es hilft mir insofern, dass ich mir sicher bin, dass unsere Schreckhüpfer quasi "stationär" bleiben und ich nicht noch die Sorge um unkontrolliertes Davonrennen habe.
Und was ganz wichtig ist: ich WILL dieses Pferd reiten lernen/können, aber ich achte unbedingt auf Tagesform / Situation bei Pferd und mir! Windige Tage sind tabu, schon beim Putzen bemerke ich Anspannung bei Pony, also fällt dieser Tag leider auch aus! Eigentlich habe ich ein bisschen Zeitdruck oder bin in Gedanken nicht ganz dabei, dann fällt auch dieser Tag leider aus! Denn mein Pferd spürt das und lässt sich anstecken....das ist natürlich etwas frustrierend und zeitfressend, aber für mich persönlich der einzig gangbare Weg! Ach ja, und ich reite nur mit zusätzlichem Lederhalsriemen als "Notanker" und mit "Maria-Hilf-Riemen" am Sattel, alles so kleine "technische Beruhigungspillen"
Liebe Grüße Friederike



Geschrieben von Yuki am 22.06.2021 um 07:57:

 

Hallo,

Ich habe einen älteren Kandidaten der leider Schmerzen sehr schlecht zeigt. Das heißt als ich ihn noch geritten habe, merkte ich ihm die Schmerzen erst an wenn er zu buckeln begonnen hat. Was aber auch erst nach einiger Zeit passiert ist... also nicht beim aufsteigen. Da ich jetzt aber nicht jedes Mal unsanft aufhören wollte, habe ich mir einen Wanderreitsattel gekauft. Der war kurz und hat viel Pausche. So konnte ich das Buckeln aussitzen. Absteigen und ohne Verletzung beenden. Rückblickend betrachtet dürfte er immer dann angefangen haben, wenn er im Rücken locker wurde und was auch immer da für Probleme sind, nicht mehr "gehalten" wurde. Leider konnten wir es nie herausfinden. Mittlerweile ist er Rentner und wird nur noch mit Doppellonge gearbeitet.



Geschrieben von Blini am 22.06.2021 um 13:40:

 

Wenn du magst, kannst Du Dir von Championrider mal den Pleasure III und IV anschauen - da hast du recht viel Sattel um Dich, was einem ganz guten Halt gibt.
Ansonsten halt Sitzlonge ohne Sattel großes Grinsen , später noch mit Cavaletti ....



Geschrieben von lungomare am 22.06.2021 um 20:27:

 

ich hab letztes Jahr angesichts der Stunts, die mein Youngster beim Spazierengehen hinlegte, noch gesagt: nie und nimmer kann ich die reiten. Ich brauch meine Knochen zum Geld verdienen und DAS kann ich im Leben nicht sitzen. und hab dann angefangen den Chironsitz aufzufrischen. erstmal mit Schulpferd. Bügel kurz, Füße als stabiles Fundament unters Knie, hintern anch weit hinten aus dem Sattel und Oberkörper flach nach vorne. sieht doof aus, ist aber unglaublich stabil als sitz; sogar in meinem (für langes in den Bügeln stehen nur bedingt geeignetem, bei kurzen Trab/Galoppreprisen aber vertretbarem) baumlossattel ohne Pauschen und irgendwelche "Sitzstabilisatoren". das Pony ist mitlerweile relativ chillig. neulich dennoch bei 25km/h aus dem Galopp ohne Vorwanrung im rechten winkel von nem Baumstamm weggesprungen und im Graben gelandet. ich hing nur auf dem hals.
evtl könnte euch das auch helfen. vorteil am Rande: auf vielen Ponys, die einen nciht so gut abdecken, stellt man daraufsitzend mit lengem Oberkörper einen tierischen Hebel da. Pferd hopst und man selbst hängt irgendwie noch am ursprünglichen Punkt in der Luft. das ist im Chironsitz deutlich reduziert, weil man näher überm Pferd ist. für mich hat die anfängliche Scheuerei damit deutlich an Gefährlichkeit verloren.



Geschrieben von Milasila am 26.06.2021 um 14:53:

 

Oh wow, vielen Dank für die vielen Antworten.
Ich bin sehr erleichtert, dass ich nun doch nicht die einzige mit diesem Problem bin.

Mein Pony bockt tatsächlich nicht. Sie erschrickt, macht einen Hüpfer auf die Seite, mein Oberkörper bekommt "Übergewicht" und ich falle auf einer Seite runter. Es war nur zweimal so, dass sie bemerkt hatte, dass ich oben aus dem Gleichgewicht komme und sie mit sanften Hüpfern versucht hat mich wieder gerade zu rücken. großes Grinsen Zumindest fühlte es sich so an... großes Grinsen

Ich bin nun schon 10 mal von ihr runtergefallen (innerhalb von 2 Jahren) und es sieht wirklich verdammt unspektakulär aus. So als würde jeder andere drauf bleiben können, nur ich "rutsche" runter.
Oft merke ich dabei, wie ich das Gleichgewicht mit dem Oberkörper verliere und überlege dabei noch, wie ich mich festhalten und ein runterfallen verhindern kann, aber leider komme ich dann immer wieder zu dem Entschluss, dass es keinen anderen "Ausweg" gibt, als zu fallen. unglücklich

Das ärgert mich immer enorm.
Ich habe mir auch schon extra einen Mariahilfsriemen gekauft und an den Sattel vorne montiert, in der Hoffnung ich könnte mich daran festhalten, aber das bringt leider nichts. Auch nehme ich mir immer fest vor, mich in ihrer mähne festzuhalten, aber vergebens...

An meiner fehlenden Rumpfstabilität muss es wohl liegen. Ich bin sehr beweglich in der Hüfte, sodass diese selbst bei meinem Pony in der Bewegung ziemlich "schwabelig" mitschwingt. Ich finde es gut und mag es. Bei anderen sehe ich oft, dass dieser Bereich sehr steif ist und keine Bewegung des Pferdes durchlässt. Aber trotzallem glaube ich, dass das auch mein großer Nachteil ist.

Könnt ihr mir mehr über diese Sättel berichten? Ich überlege mir nun wirklich, so eine "Sitzprothese" anzuschaffen. Gibt es hier Islandpferdbesitzer die mir einen Sattel in dieser Art empfehlen können?



Geschrieben von Marianna am 26.06.2021 um 22:03:

 

Ich habe einen Sommer Salvadore mit einer Galerie vorne. Es ist der erste Sattel der auch mir gut passt. Die Galerie und die Pauschen geben Sicherheit und der Sattel ist sehr kurz. Mein Brigao ist zwar kein Isländer aber rund und extrem kurz. Ich habe für mein Sicherheitsgefühl einen Balancezügel, finde ich besser als den Riemen am Sattel.



Geschrieben von glumur am 27.06.2021 um 15:08:

 

Zitat:
IOriginal Marianna: Ich habe einen Sommer Salvadore mit einer Galerie vorne.

Oh, der sieht bequem aus. Spanisch angehauchte Sättel mit Galerie mag ich gerne. Ich finde die geben oft angenehmen Halt ohne Einzuengen.

Milasila, gerade wenn dir deine Beweglichkeit in der Hüfte gefällt ,würde auf keinen Fall in Richtung "Dressur-Tiefsitzprotese" gucken. Vor allem wenn du eher längere Oberschenkel hast. Dann schiebt dich nämlich die Pausche nach hinten und versaut dir den Sitz.

Aber bei sehr beweglicher Hüfte fällt mir noch ein: Hast du jemanden (Sitzschulung oder so) die von unten beurteilen kann, ob deine Beweglichkeit wirklich aus den Hüftgelenken kommt, oder ob du steife Gelenke mit einem wabbeligen unteren Rücken kompensierst?
Versteht man was ich meine?
Haben die Hüftgelenke Probleme mit der Bewegung mit zu gehen kompensiert man das schnell mit Überbeweglichkeit zwischen Becken und Rücken. Fühlt sich erst mal gut und beweglich an, gibt aber keine echte Stabilität.
Kenn ich gut, mich haut's dann gefühlt fast vom Pony nur weil ich antrabe...

Zitat:
Original Miasila: Ich habe mir auch schon extra einen Mariahilfsriemen gekauft und an den Sattel vorne montiert, in der Hoffnung ich könnte mich daran festhalten, aber das bringt leider nichts. Auch nehme ich mir immer fest vor, mich in ihrer mähne festzuhalten, aber vergebens...

Den typischen "Mariahilf-Riemen" am Sattel finde ich auch eher kontraproduktiv, weil er das nach vorne Kippen begünstigt, weil die Armhaltung nach unten vorne gestreckt wird..
Ich wiederhole mich mal cool :
Und hast du schon mal versucht auf deiner Stute einen Balancezügel, also einen weichen Halsring, mit zu nehmen?
Und den nicht nur im Notfall greifen, sondern mal eine Weile wie einen zweiten Zügel "dauerhaft" mit in die Hand nehmen.

edit,Buchstabensalat


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