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Geschrieben von Katharina am 31.10.2016 um 19:55:

  Ausbildung eines jungen TWH nach Natural Horsemanship Methode

Ausbildung eines jungen Tennessee Walkers nach der Natural Horsemanship Methode.
Viele von uns haben schon junge Pferde ausgebildet und sind getreu den Methoden gefolgt, die wir von unseren FN-Reitlehrern gelernt haben.
Vor fast 40 Jahren habe ich an der westfälische Reit-und Fahrschule bei Paul Stecken eine Ausbildung zur Amateurreitlehrerin gemacht.
Paul Stecken war ein phantastischer Pferdemann, dem die solide Ausbildung der ihm anvertrauten Pferde sehr am Herzen lag.
Die dort angewandte, durchaus pferdefreundliche Ausbildung habe ich jahrzehntelang mit vielen Pferden erfolgreich angewendet, d.h. die Pferde waren gut reitbar.
Allerdings kamen mir im Lauf der Zeit immer wieder Gedanken - wie auch anderen Pferdefreunden- ob man nicht vielleicht etwas verbessern könnte. Bei einem Besuch 1995 in Kalifornien lernte ich eine andere Umgehungsweise mit dem Fluchttier Pferd kennen. Zum ersten Mal sah ich wie das Wissen über die Pferdeverhaltenspsychologie praktisch umgesetzt wurde.
Ich war beeindruckt von diesen gelassenen, nervenstarken und arbeitswilligen Pferden und begann mich mit dem „Natural Horsemanship“ zu beschäftigen und deren Ausbildungsmethoden bei meinen Pferden anzuwenden.
Für mich ist ein Tennessee Walker in erster Linie ein Pferd und erst in zweiter Linie ein Walker und deshalb durchlaufen alle jungen Pferde das gleiche Ausbildungsprogramm, seien es nun Gangpferde oder Dreigänger. Mein Ziel ist es das junge Pferd zu einem zufriedenen, gelassenen, arbeitswilligen und vielseitig einsetzbaren Freizeitpferd auszubilden.
Zunächst einmal müssen wir das natürliche Herdenverhalten des Fluchttiers Pferd verstehen:
Pferde sind die ultimativen Beutetiere, die nicht wie andere grasende Pflanzenfresser über Waffen wie Rinder, Ziegen, Nashörner oder Elefanten verfügen. Seit Millionen von Jahren bedeutete die rechtzeitige Flucht die einzige Chance am Leben zu bleiben.
Wir möchten ein mitdenkendes Pferd, bei dem die reaktive Seite des Gehirns kleiner und kleiner wird und die denkende Seite des Gehirns größer und größer. Wir müssen dem Pferd klar machen, daß wir eine gute Leitstute sind dem es vertrauen kann.
Unter Pferden herrscht das Naturgesetz: Wer die Füße aller anderen Herdenmitglieder bewegt ist die Leitstute. Pferde respektieren den Menschen der sich wie eine gute Leitstute verhält, der ihre Füße bewegt, vorwärts, rückwärts, rechts und links. Respekt führt automatisch zur Kontrolle, die wiederum zum Vertrauen führt und dadurch zu einem entspannten Verhältnis beiderseits.
Ängstliche Pferde können genau wie respektlose Pferde sehr gefährlich sein.
Bevor ich mich zum ersten Mal auf den Rücken eines gesattelten Pferdes setze, hat das Pferd über 30 Übungen gelernt, d.h. die denkende Seite seines Gehirns ist zugunsten der reaktiven Seite des Gehirns größer geworden.
Einige der Übungen möchte ich Ihnen mit unserem 3-j. Nagi Tanka demonstrieren.
1. Auf Handzeichen im Roundpen in der gewünschten Gangart locker und fleißig vorwärtsgehen.
2. Desensibilisieren mit Stick und String
3. Hinterhand um die Vorhand weichen lassen (Vorderhandwendung)
4. Flüssiges Rückwärtsgehen
5. Den Hals auf leichtes Annehmen des Stricks rechts und links biegen
6. Mit einem Plastikbeutel von oben desensibilisieren
7. Sich unangebunden Satteln lassen
8. Mit Sattel kleine Sprünge absolvieren
9. Gelassen an der Aufstiegshilfe stehen und den Reiter aufsitzen lassen.
10. Der erste Walk unterm Reiter

Interessierte können sich gerne bei mir melden und dann die Ausbildungsvideos anschauen.



Geschrieben von Gáski am 01.11.2016 um 16:31:

 

Für mich ist das Ausbilden von 3-Jährigen Pferden - egal welcher Rasse - ein no go, aber das muss ja jeder für sich selbst entscheiden. Wie alt war das Pferd denn, als du mit ihm begonnen hast?



Geschrieben von Wisy am 01.11.2016 um 17:29:

  RE: Ausbildung eines jungen TWH nach Natural Horsemanship Methode

Zitat:
Original von Katharina
Wir möchten ein mitdenkendes Pferd, bei dem die reaktive Seite des Gehirns kleiner und kleiner wird und die denkende Seite des Gehirns größer und größer. Wir müssen dem Pferd klar machen, daß wir eine gute Leitstute sind dem es vertrauen kann.


Das eine widerspricht dem anderen...entweder denkt das Pferd selbst oder es folgt, beides gleichzeitig ergibt keinen Sinn?



Geschrieben von Viala am 02.11.2016 um 09:46:

 

Schöne wäre es auch wenn das Pferd vor dem ersten Ausitzen gelernt hätte den Kopf /Hals fallen zu lassen und über den Rücken zu gehen.



Geschrieben von Bylgia am 02.11.2016 um 10:08:

 

Merci für den interessanten Bericht smile
Es ist doch interessant zu lesen, wie und weshalb Leute ihre Pferd so ausbilden, wie sie es machen.

Sieht aus, als hättest du "deine" Methode gefunden, mit deinem Pferd umzugehen und es auszubilden Augenzwinkern

@Viala: Ganz ehrlich.. ich könnte meinem ungerittenen Jungpferd auch nicht vom Boden her beibringen, wie es über den Rücken zu gehen hat und den Reiter tragen soll. Ich denke die wenigsten Trainer/Freizeitreiter sind so gesegnet mit Können, dass sie das machen können.



Geschrieben von Viala am 02.11.2016 um 10:36:

 

@ Bylgia über Knappzaumarbeit und Geduld UND Zeit ist das gar nicht so schwer
und gerade der Freizeitreiter der sein Pferd selber ausbildet sollte doch von dem Faktor Zeit jede Menge haben.
Dazu gibt es ja auch Ausbilder die diese Ziele verfolgen und bei denen Mann/ Frau sich weiterbilden kann.



Geschrieben von Wisy am 02.11.2016 um 11:50:

 

@ Viala : Top



Geschrieben von rivera am 02.11.2016 um 13:52:

 

natürlich kann und sollte man dem pferd den weg in die biomechanisch korrekte haltung vom boden zeigen, so es das denn nicht von selbst anbietet.
es ist aber trotzdem völlig normal, wenn ein pferd bei der ersten belastung durch den reiter zuerst versucht, sich oben zu stabilisieren, um mit dem gewicht und der geänderten balance klarzukommen. hat das pferd aber kopf senken etc vom boden gelernt, kann man es von oben abrufen und ihm so einen weg zeigen, mit dem reiter besser zurecht zu kommen.



Geschrieben von Bylgia am 02.11.2016 um 13:54:

 

Gut - in dem Fall ist euer Können viel grösser als das meine.

Ich auf jeden Fall kann nicht einem ungerittenen Pferd beibringen wie es nachher mit Reiter über den Rücken laufen soll.
M.m. nach muss das Pferd mit Reiter zuerst mal sein Gleichgewicht finden. Wenn ich einem (dann ja nicht mehr) ungerittenen Pferd die ersten paar Monate einen Mensch drauf setzte, denke ich, dass es genug damit zu tun hat, sein neues Gleichgewicht einigermassen zu finden.
Ab dort kann ich natürlich dann schon daran gehen, dem Pferd beizubringen, wie ich möchte, dass es läuft.
Ich denke nicht, dass ich es je schaffen werde, ein Jungpferd so auszubilden, dass es von Anfang an über den Rücken mit dem Reiter drauf geht.

Aber ich finde es natürlich toll für euch und eure Pferde, wenn ihr so was könnt Augenzwinkern



Geschrieben von rivera am 02.11.2016 um 14:06:

 

bylgia,
ich hatte ja grad geschrieben, dass ich es für normal halte, wenn das eben mit reiter nicht sofort geht. aber ich fange schon in den ersten einheiten damit an, das pferd daran zu erinnern, dass es gelernt hat, anders zu laufen.... es fällt ihm dann ja auch leichter, das gleichgewicht zu finden.
bis das stabil funktioniert, ist es natürlich ein längerer prozess.....



Geschrieben von Wisy am 02.11.2016 um 15:12:

 

Bylgja, wir reden hier aber von jemandem, der das gewerblich macht und Kurse in Bodenarbeit anbietet (oder liege ich da falsch?), der sollte dazu in der Lage sein.

Und du hast da einen Denkfehler : so lange das Pferd keine korrekte biomechanische Haltung auf Wunsch einnehmen kann, wird es NIE ein ECHTES Gleichgewicht unter dem Sattel finden können. Das eine bedingt das andere!



Geschrieben von Bylgia am 02.11.2016 um 17:09:

 

@rivera: ich habe deinen Beitrag erst gesehen, nachdem ich meinen gepostet habe Augenzwinkern -> haben sich überschnitten.



Geschrieben von Atli am 02.11.2016 um 19:55:

 

@ Wisy, man soll NIE NIE sagen Augenzwinkern



Geschrieben von Gáski am 02.11.2016 um 20:26:

 

Ich finde es ist Geschmackssache, ob man das Pferd eher auf klassische Weise vom Boden aus gemäß Wiener Schule ausbildet und dann aufsteigt oder nach Art der deutschen Kavallerie vermehrt Gelände zentriert vorgeht. Solange man Pferde nach üblicher FN-Art nicht zunächst totlongiert, um sie dann nur von Wand zu Wand zu schicken, gibt es sicherlich mehrere Wege zur pferdeschonenden Ausbildung. Das mag auch mit Natural Horsemenship gehen, wobei dieses System nichts für mich ist, da ich keine Arbeitsautomaten benötige. Was ich ich nur frage ist, wann man denn beginnt, wenn man das 3-jährige Pferd bereits geritten präsentiert.



Geschrieben von Zambezi am 02.11.2016 um 21:43:

 

Soweit ich es verstanden habe, geht es hier um die ersten Aufsteig- und (kurzen) Reitversuche, nachdem man das Pferd mit NHS am Boden vorbereitet hat.
NHS kommt ja mehr aus dem Westernbereich, da wird nicht mit einem Kappzaum gearbeitet und zunächst auch nicht in Anlehnung. Man sollte hier also nicht Äpfel mit Birnen vergleichen. Um ein Pferd über den Rücken zu reiten, muss es auch nicht zwingend Kopf und Hals fallenlassen, es funktioniert auch, indem das Pferd hinten weit untertritt und sich im Brustkorb aufrichtet. Bei TWHs bietet sich das geradezu an, denn die treten meist schon von Natur aus weit unter; wenn man Walker zu sehr v/a arbeitet, kommen sie gern auf die Vorhand und der Gang wird kurz und/oder passig. Man muss ein Pferd auch nicht in eine Form hineinpressen, damit es einen Reiter tragen kann. Die meisten Pferde können sich ganz gut selber organisieren, wenn man sie nur lässt.

Es gibt viele Wege, um nach Rom zu kommen, und viele Methoden, um ein Pferd auszubilden und jede kann gut oder schlecht umgesetzt werden. Solange man jemanden nicht live erlebt hat, kann man das schlecht beurteilen.



Geschrieben von Atli am 02.11.2016 um 21:43:

 

Dann bin ich in der Kavallerie beheimatet cool

Arbeitsautomaten lehne ich ebenfalls ab Augen rollen



Geschrieben von Zambezi am 02.11.2016 um 21:51:

 

Was soll denn ein Arbeitsautomat sein?
Jede Art von Pferdeausbildung zielt doch darauf ab, bestimmte Reaktionen zu konditionieren und bestimmte Arbeitsabläufe zu "automatisieren". Das ist im Prinzip nichts anderes als wenn wir das Autofahren lernen, auch dieser Vorgang wird irgendwann "automatisiert", sodass wir nicht jedes Mal darüber nachdenken müssen, wann wir in den zweiten Gang schalten sollen.
Oder ist damit ein Pferd gemeint, das nur noch "funktioniert"? Auch das kann man mit jeder Methode erreichen, allen voran mit der Rollkur-Dressurreiterei, wie sie heute gerne praktiziert wird.



Geschrieben von Gáski am 03.11.2016 um 03:11:

 

Ein Arbeitsautomat ist für mich das typische Pferd der Gebrauchsreiterei, welches in jeder Situation zu funktionieren hat, sonst wird es entsprechend sanktioniert. Es gibt bei NH und artverwandten Ausbildungsformen sicherlich eine Vielzahl von spektakulären Vorführungen zu sehen, aber das ist nicht meine Form von Ausbildungsphilosophie bei Pferden. Ich brauche keine Pferde, denen jegliche Form von Individualität abtrainiert wurde und die im täglichen Umgang - außerhalb des Arbeitssettings - wie tot wirken.



Geschrieben von glumur am 03.11.2016 um 08:12:

 

mmm, fürchterlich off-topic, aber dazu mag ich jetzt doch auch noch was sagen...

Gaski, von echten Arbeitsreitpferden wird aber doch genau das Gegenteil verlangt. Sei es in der Camargue, beim islandischen Schafabtrieb, die Kalten beim Holzrücken oder Farmpferde am spanischen/amerikanischen Rind. Da werden Pferde gebraucht, die zwar gehorsam sind wenn Befehle kommen, aber ansonsten sehr viel aktiv mitdenken!

großes Grinsen Mosa (falls du mit ließt), kannst du ein abgelöschtes "Automatenpferd" beim Abtrieb gebrauchen? Ich denke ehr nicht.

Gaski, ich würde raten, dass du einfach zuviele in die Langeweile und Hilflosigkeit "gespielte" möchtegern Westernpferde erlebt hast, und daher ein etwas einseitiges Bild davon hast.? Das passiert ja auch sehr schnell bei entsprechenden Negativbeispielen im täglichen Leben. Augenzwinkern


und damit es nicht nur off-Topik bleibt. Ja, irgendwas gefällt mir an den Bildern auch nicht. Ich weiß nicht so recht was, aber das Pferd wirkt so unrund. Könnte aber auch einfach ein schlaksiger Typ sein? Kopfkratzen



Geschrieben von Wisy am 03.11.2016 um 09:20:

 

Zitat:
Original von Zambezi
Um ein Pferd über den Rücken zu reiten, muss es auch nicht zwingend Kopf und Hals fallenlassen, es funktioniert auch, indem das Pferd hinten weit untertritt und sich im Brustkorb aufrichtet.


Das wirst du aber niemals bei einem untrainierten Jungpferd sehen, weil das schon einiges an Muskelaufbau und Training erfordert?

Zitat:
Es gibt viele Wege, um nach Rom zu kommen, und viele Methoden, um ein Pferd auszubilden und jede kann gut oder schlecht umgesetzt werden. Solange man jemanden nicht live erlebt hat, kann man das schlecht beurteilen.


Das sehe ich auch so.

Bei den Westernpferden ist das erste Aufsteigen auch nicht sowas schrecklich Besonderes, weil es für ein gut am Boden vorbereitetes Pferd einfach nur eine weitere Übung von vielen ist Augenzwinkern . Aber WENN der Reiter das REITEN beginnt, liegt der Fokus schon ganz klar darauf, Hals und Kopf fallen zu lassen und ins gewünschte vorwärts-abwärts durch Entspannung zu kommen. Ich persönlich mag es am liebsten, wenn diese ersten "Reitversuche" eher nur als Passagier passieren, während der Trainer am Boden das gewohnte Programm abspult. Der Passagier macht einfach die jede Bewegung oben drauf mit und lässt das Pferd dabei erst einmal vollkommen in Ruhe, aber das ist wohl tatsächlich Geschmackssache.


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