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Geschrieben von Gáski am 03.11.2016 um 09:40:

 

Glumur, ich meine die Pferde der üblichen NH-Topausbilder, der Namen auch im Islandbereich durchaus bekannt sind bzw. es gibt da auch die eine oder andere vermeindliche Lichtgestalt. Ich glaube nicht, das irgendeins dieser Pferde jemals in der Gebrauchsreiterei verwendet wird. Begleitet wird diese Form der Ausbildung übrigens oft von einer Pseudomystifizierung, wie natülich das ganze doch wäre, was auch aus dem Text der Threaderstellerin rauslesen kann.



Geschrieben von Zambezi am 03.11.2016 um 17:20:

 

Gáski, wie sich NHS in den letzten Jahren entwickelt hat, habe ich gar nicht so mitbekommen. Lichtgestalten und Mystifizierung sind mir schon per se suspekt, aber die gibt es auch in vielen anderen Methoden.

Als NHS Anfang der Neunzigerjahre aufkam, war es eine geradezu revolutionäre Methode, denn "Bodenarbeit", die für uns heutzutage völlig selbstverständlich zur Pferdeausbildung dazugehört, war damals noch ein absolutes Fremdwort. NHS war ursprünglich eine sanfte und pferdefreundliche Alternative zur gängigen Westernausbildung, die vor allem in USA so aussah, dass man die Pferde drei Jahre lang in der Pampa verwildern ließ, um sie dann mit dem Lasso einzufangen und mit brutaler Gewalt einzubrechen. In Europa ging es seit jeher nicht ganz so rustikal zur Sache, aber dass man ein Pferd erst einmal mit Bodenarbeit auf das Gerittenwerden vorbereiten könnte, war damals tatsächlich ein Novum und NHS war der Wegbereiter für viele andere Bodenarbeitsmethoden, die in der Folge wie Pilze aus dem Boden schossen. Ich kann mich noch erinnern, dass es damals weit und breit kein Knotenhalfter zu kaufen gab ... auch das ist heute unvorstellbar. Zunge raus

In der Arbeits- und Gebrauchsreiterei hat sich in den letzten Jahrzehnten vieles verbessert, dort findet man kaum noch solche "Automatenpferde", weil man festgestellt hat, dass mitdenkende, motivierte Pferde ihren Job viel besser erledigen können. In der modernen Turnierreiterei, egal ob englisch oder Western, und vor allem im amerikanischen Showzirkus feiern alte Brutalo-Methoden heute allerdings wieder fröhliche Urständ und man lässt sich auch gerne was Neues einfallen, um die Pferde zu brechen und zu gut geölten Maschinen abzurichten, die zu funktionieren haben.

Meiner Erfahrung nach hängt es weniger von der Methode ab, sondern von demjenigen, der sie anwendet, ob es dabei pferdefreundlich zugeht oder nicht. Man sollte immer sein Hirn einschalten und nicht einfach kritiklos alles nachmachen. Ich habe damals aus NHS einiges für mich mitgenommen, aber einiges habe ich nie praktiziert, beispielsweise das Seilgeschlenkere, um das Pferd rückwärts zu schicken, das war mir viel zu grobmotorisch und zu wenig elegant. Und das Herumgefuchtel mit dem "Carrot Stick" war mir auch zu albern. großes Grinsen



Geschrieben von Gáski am 03.11.2016 um 17:28:

 

Zambezi, ich glaube wir kommen da nicht zusammen. Ich kenne Bodenarbeit nicht erst durch Parelli und Spiessgesellen sondern aus der klassischen Dressur nach Wiener Vorbild. Das ist nichts, was wir hier in Europa erst von den Amerikanern lernen mussten. Ich trainiere seit jeher so, wobei ich dann die Pferde im Gelände einreite. Junge Pferde gehören raus und nicht von Wand zu Wand geschickt.



Geschrieben von Funny_Girl am 03.11.2016 um 18:29:

 

Ich sehe es ähnlich wie Gaski. Unsere Pferde wurden mit Spaziergängen an Straßenverkehr etc gewöhnt, in allern Ruhe an Gebiss und Sattel herangeführt. Im weiteren Verlauf wurde mit Sattel spaziert, zwischendurch auch mit baumelnden Steigbügeln, die Pferde lernten schon an der Hand auf Stimme zu hören, an der Aufsteighilfe zu parken und dann stieg das erste Mal ein Reiter in den Sattel. Es gab keinerlei Aufregung, das einzige war ein kleiner Ausfallschritt, um die Balance besser zu halten.
Im weiteren Verlauf saß der Reiter immer länger drauf, dann wurde mit Reiter geführt, zuerst aufm Platz, dann draußen.
Und dann kam die Ausbilderin und das jeweilige Pferd lernte die notwendigsten Grundlagen, die das Handling im Gelände leichter machen, auf dem Platz: Rückwärts, Vorderhand/Hinterhandwendung, Schenkelweichen; eben Zügel-Schenkel- und Gewichtshilfen. Und danach hieß es: "Meilen" aufs Pferd, also ab ins Gelände und viel Geradeaus reiten. So kam Hotti zu Balance, Takt und Losgelassenheit. Und zu Kondition!
Die erlernten Grundlagen wurden immer wieder mal im Gelände abgefragt und nach einem Sommer im Gelände ging es im Herbst nochmal auf den Platz, um die Grundlagen dann um Schulterherein etc zu erweitern, danach war wieder "draußen" angesagt.



Geschrieben von Zambezi am 03.11.2016 um 19:39:

 

Zitat:
Original von Gáski
Zambezi, ich glaube wir kommen da nicht zusammen. Ich kenne Bodenarbeit nicht erst durch Parelli und Spiessgesellen sondern aus der klassischen Dressur nach Wiener Vorbild. Das ist nichts, was wir hier in Europa erst von den Amerikanern lernen mussten. Ich trainiere seit jeher so, wobei ich dann die Pferde im Gelände einreite. Junge Pferde gehören raus und nicht von Wand zu Wand geschickt.


Ich sehe da eigentlich recht wenige Diskrepanzen. Dass junge Pferde raus ins Gelände gehören, ist auch meine Meinung, hat aber nichts mit dem Thema NHS zu tun.
Die altklassische Dressur nach Wiener Vorbild ist schön und gut, war vor 25 Jahren ganz sicher nichts, was in den üblichen Reitschulen gelehrt oder von Otto Normal-Freizeitreitreiter praktiziert wurde. Damals gab es in D ein paar wenige Elite-Ausbilder, die ihre Pferde vom Boden aus vorbereiteten, und dabei wäre es wohl auch geblieben. Dass sich die Bodenarbeit, wie wir sie heute kennen, auf einer breiten Basis durchsetzen konnte, ist zum großen Teil Leuten wie Ursula Bruns, Linda Tellington und auch Parelli und Co. zu verdanken, die einfach zur richtigen Zeit am richtigen Ort waren und den Stein ins Rollen brachten.



Geschrieben von Gáski am 03.11.2016 um 19:55:

 

Mag vielleicht sein, das spektakuläre Showbilder die Unwissenden oftmals mehr bewegen als grundsolide und eigentlich schon immer vorhandene Ausbildungsgrundlagen, was die Einfachkeit vieler Menschen bestätigt. Allerdings bezweifel ich, dass sich das reiterliche Niveau heute verbessert hat. Heute braucht es nur ein bißchen Showgehabe und einen Spitzbart, eventuell noch ein Glitzerkostümchen und die Leute sind hin und weg, auch wenn man sich kaum auf dem Pferd halten kann. Wenn das Ganze mit etwas pseudowissenschaftlichem Gobbeldigook gewürzt ist, kann man sich vor Kunden nicht mehr retten. Ich bin nicht der Meinung, dass wir den von dir genannten Ausbildern etwas verdanken außer Massenverarschung und abkassieren.



Geschrieben von glumur am 03.11.2016 um 21:51:

 

verdanken? Schwieriges Wort Augen rollen (und schon wieder off-topic. Sorry)

Ursula Bruns: ein wundervolles Kinderbuch, Offenstallhaltung als gesellschaftsfähige Alternative zum dunklen warmen Boxenstall. Akzeptanz Erwachsener auf dreckigen kleinen haarigen Monstern. Und ist die FS (die ich immer gern aus zweiter Hand gelesen hab) nicht auch aus der Ponypost entstanden?

L. Tellington: die Touches. Eine gute Methode sich dem Tier Pferd freundlich zu nähern.

Parelli: kann ich nix zu sagen, war mir irgendwie unsympathisch bisher.

doch, ich denke schon das Zambesi mit "verdanken" nicht ganz unrecht hat Zunge raus

(obwohl ich sonst auch öfters bei Gaskis Weltansichten unterschreiben würde....)



Geschrieben von Viala am 04.11.2016 um 14:17:

 

ich finde es nur Schade das die Erstellerin des Beitrages nicht mit diskutieren möchte ... verwirrt



Geschrieben von Gáski am 04.11.2016 um 15:09:

 

Ursula Bruns subsumiere ich nicht unter Ausbilderin. Sie war bestimmt vieles und hat mit ihren Aktivitäten der Freizeitreiterbewegung den Weg gebahnt, aber eine klassische Ausbilderin war sie sicher nicht. Ihre Lebensleistung halte ich für überaus anerkennend. Insbesondere ihre stets streitbare Haltung für Dinge, die ihr wichtig waren, fand ich in einer Welt der stromlinienförmigen Mittelmäßigkeit sehr erfrischend.


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