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Geschrieben von Finja am 20.09.2018 um 21:30:
Schweinepass / sehr lateral veranlagt
Hallo ihr lieben,
nach Langem melde ich mich hier mal wieder.
Seid kurzer Zeit wohnt bei mir ein gerade 8 jahre alt gewordener, 5 Gängiger Isimann mit sehr starker lateraler Veranlagung.
Er wurde mit 6 angeritten, knapp ein Jahr geritten und stand dann fast ein Jahr überwiegend bzw. wurde sehr unregelmäßig im Gelände bewegt.
Das Anreiten ansich erfolgte wirklich mit sehr viel Sachverstand, ich kann so gut wie ausschließen, dass hier rumgemurkst wurde.
Nun ist der Herr gerade auch etwas übergewichtig und läuft selbst auf der Koppel Pass.
Bei der Bodenarbeit zeigte er sich ziemlich unausbalnciert und nicht sehr beweglich in der Hüfte. Osteo hat da auch ne kleine aber nicht sonderlich ausgeprägte Blockade behandelt. Am Gangbild hat das aber nichts verändert.
Bergab kann er auch ohne Reiter nur langsamen Pass gehen, Viertakt bis jetzt unmöglich. In der Halle brauche ich schneller als Schritt noch nicht versuchen, da fehlt im die Balance. An der Longe trabt er auf der Holen Seite, auf der anderen läuft er lieber Pass - ich kann ihn aber durch Übergänge und ganz bahn longieren in den Trab befördern. Wenn er Pass geht, dann eher klemmig und langsam.
Ich reite ihn jetzt auch erst seit ner knappen Woche, also er steht noch absolut nicht im Training. Seit einigen Tagen bietet er im Gelände Trab an, gerade wenn es leicht bergauf geht. Galopp ist gerade für nen 5 Gänger verwunderlicher Weise recht gut gesprungen.
Ich muss sagen, ich habe zwar mittlerweile ein Ganz gutes Gefühl in Sachen Gangreiten entwickelt, kenne mich aber mit Passigen Pferden nicht gut aus. Meine Reitlehrerin steht gerade vor der Geburt ihres Kindes und steht aktuell nicht zur Verfügung. Es wird sich aber bestimmt im Laufe der Zeit jemand anderes organisieren lassen.
Allerdings habe ich schon eine Vorgehensweise im Kopf, würde sie mir hier aber gerne ,,absegnen" lassen bzw. Tipps holen.
Mein Ansatz wäre, ihn erstmal weiter im Gelände im Trab zu reiten. Da er bei Töltversuchen direkt sehr passig wird, würde ich das gerne komplett weglassen. Solange er Trab so toll anbietet, wäre mein Ziel hier ein frisch, fröhliches Vorwärts zu installieren.
Zeitgleich würde ich vom Boden und aus dem Sattel im Schritt an gymnastizierung in der Halle/ Platz arbeiten. Schneller als Schritt macht hier meiner Meinung aktuell keinen Sinn. Mit der Kondition /Kraft und der zunehmenden Balance durchs Gelände ( Taunus) hoffe ich dann irgendwann auf dem Platz auch mal schneller als Schritt reiten zu können- und dann ist meine RL auch bestimmt wieder einsatzbereit.
Ich stehe absolut nicht unter Zeitdruck.
Wie würdet ihr hier vorgehen? Irgendwelche Ergänzungen? Oder würdet ihr die Sache ganz anders angehen?
Geschrieben von Lind am 20.09.2018 um 22:36:
Ich finde deinen Plan gut. Oft hilft auch über Stangen longieren gut. Das lockert.
Und eben ganz viel gymnastizieren. Ich bin ein großer Fan von Seitengängen, von Zirkel verkleinern und vergrößern und all den Übungen, die man da machen kann. Je rittiger das Pferd ist, desto besser kannst du einwirken und wenn die Seitengänge wirklich gut kappen, dann ist das Pferd auch locker.
Wichtig finde ich dabei aber, dass man, grad bei jungen Pferden, eine gute Mischung aus Gymnastizierung und viel locker vorwärts findet. Ich mach Seitengänge, oder Übungen in die Richtung, auch gerne im Gelände. Irgendwo an einer Leitplanke entlang, oder so. Danach kann man dann auch gleich wieder gut vorwärts reiten.
Bergab wird sich das Pferd mit dem Takt vermutlich erstmal schwerer tun. Bergauf - bei leichten Steigungen - könnte ihm leichter fallen. Du kannst also auch mal testen, ob er bergauf leichter den Takt findet.
Wenn Pferde klemmig sind, hilft es oft auch, wenn man sie aus dem Galopp zurücknimmt und dann noch ein bißchen tölten lässt. Das sind sie oft schon lockerer.
Abnehmen hilft auch.
Und Kraft aufbauen.
Geschrieben von stechmuecke am 22.09.2018 um 11:18:
Lind hat das schon soweit alles gut auf den Punkt gebracht.
Ich habe da nur noch eine kleine Anmerkung:
Oft schieben Isländer extrem viel. Da würde ich von vornherein nun aufpassen, dass er das nicht tut und eben auch die Hinterhand richtig einsetzt (wenn Pferde nur schieben, dann treten sie auch weit unter, hat aber mit aktiver Hinterhand im richtigen Sinne reichlich wenig zu tun).
Wenn die lieben Tierchen viel schieben, dann schieben sie sich auf die Vorhand, werden schwer in der Hand, haben den Kopf entweder (verspannt) zu weit oben oder büffeln nach unten. Beides macht den Rücken fest, was bei Gangpferden zum Pass kommt. Die Pferde hängen in den Rumpfträgern.
Geschrieben von rivera am 26.09.2018 um 12:15:
das finde ich alles soweit richtig. noch eine ergänzung: darauf achten, ihn in der seitlichen beweglichkeit locker zu bekommen ab genick - fest dort und der rest bleibt auch fest. nachgeben üben und seitengänge, besonders schulterherein, am anfang vielleicht nur schultervor, wenn ihn das sonst überfordert und er sich deshalb fest macht.
und: rücken aufwölben üben und abrufen.
Geschrieben von Atli am 26.09.2018 um 12:55:
Ich würde auch vermehrt den guten Galopp nutzen. Nicht wirklich schnell, aber gut vorwärts galoppieren mit immer wieder Übergängen zum Trab und zurück.
Unter Umständen ist es gar kein Fünfgänger, sondern ein sehr verspannter Viergänger
Außerdem darauf achten, dass er sich in Wendungen und bei den Seitengängen WIRKLICH in der Mittelhand biegt!
Viel Glück!
Geschrieben von Finja am 02.10.2018 um 13:21:
Vielen dank für eure Hilfe
Also ich habe jetzt vermehrt Gallopparbeit und Gymnastik im Schritt mit ins Programm genommen.
Jetziger Stand: An guten Tagen kann er ohne Reiter bergab in Viertakt laufen, an schlechten oder ,,mittelguten" zeigt er hier noch passige Tendenzen.
Gerade nach dem Galoppieren schaffe ich es immer wieder etwas Tölt aus ihm herauszukitzeln, der Trab verbessert sich auch zusehends.
Und eine Entdeckung habe ich aus der Not heraus gemacht. An dem Tag nach dem Sturm letzte Woche war er recht angespannt. Der Wald sah anders aus als sonst, überall lagen entwurzelte Bäume und Äste. Da war als schnellere Gangart nur Schweinepass möglich. Da ich aber nicht nur Schritt reiten wollte ( er muss ja auch noch abnehmen) habe ich den Schweinepass erstmal so angenommen. Als ich ihn mit der Gerte leicht anttickte und ihn vorne immer mal leicht nach rechts und nach einiger Zeit mal nach links stellte , kam er endlich aus dem Pass raus und Zeigte recht taktklaren Tölt. Leider habe ich dann vor lauter Freude ihn so überschwänglich gelobt, dass er vor lauter Schreck stehen geblieben ist
Aber ich konnte Ihn nun öfter aus dem Pass in den Tölt holen, immer über Aktivierung der Hinterhand. Den Tölt kann er allerdings noch nicht so lange halten- das scheint eine Kraftsache zu sein.
Ich glaube aber wir sind auf einem guten Weg- ich bin auch gerade dabei eine andere Trainer zu organisieren. Allerdings ist das garnicht so einfach- die sind schon alle sehr beschäftigt.
Geschrieben von rivera am 02.10.2018 um 20:48:
das klingt nach dem richtigen weg. es ist immer gut, individuell das weiter zu üben, was diesem pferd hilft.
natürlich braucht es zeit, voran zu kommen. das ist einerseits eine frage der kraft und andererseits auch das auflösen von im körper und kopf verankerten bewegungsmustern.
tagesform kommt auch dazu.
kontrolliere auch immer wieder, ob du irgendwo fest bist oder zuviel spannung hast...
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