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Geschrieben von Bægifótur am 27.10.2019 um 09:03:

  Pferd steigert sich in zu viel Vorwärtsdrang

Hallo zusammen,

ich bin hier schon "ewig" angemeldet, habe aber auch genau so ewig schon nichts mehr hier geschrieben. Oder habe ich hier etwa noch gar nichts geschrieben? verwirrt Nun hätte ich jedenfalls eine Frage an Euch... Eines meiner Pferde (Isländer, Wallach, Fünfgänger, 10 Jahre alt, hatte eine nicht so optimale Grundausbildung) macht mir nämlich gerade etwas Probleme.

Wenn man ihn im Stall oder auf der Weide sieht, wirkt er wie eine gaaanz gemütliche Plüsch-Knutsch-Kugel. Tatsächlich ist er von Natur aus jedoch sehr motiviert, in allem was er tut. Erste Lieblingsbeschäftigung von ihm ist schnell fressen, seine zweite Lieblingsbeschäftigung ist schnell rennen. großes Grinsen Alles, was er macht, macht er am liebsten mit Vollgas. Selbst Ruhepausen. Zunge raus Ja, klingt witzig, ist aber so. Selbst wenn er bei einem Ausritt gerade noch mit Schmackes galoppiert ist, danach im Trab oder Schritt das wilde Tier markiert hat, das gerade noch so zu bremsen ist - halte ich ihn an, um Pause zu machen, dann schaltet er augenblicklich auf Standby, klappt die Ohren zur Seite, Augenlieder auf Halbmast, legt seinen Kopf an meine Brust und döst. Da können Radfahren, Hunde und Traktoren vorbeibrettern - er döst. Wenn es weitergehen soll, muss ich ihn erst aufwecken. Nachdem er wieder wach ist, bekommt er dann gleich wieder kräftig Vorwärtsdrang. So weit noch alles prima. Dies sollte nur als Beschreibung seines Charakters dienen.

Nach einer langen Verletzungspause habe ich ihn seit letzten Winter ganz langsam und behutsam wieder auftrainiert. Erst durfte er lange nur kurze Schrittausritte gehen. In dieser Phase war seine Motivation ziemlich gedämpft, er ist direkt faul und langweilig geworden. Je mehr ich wieder höhere Gangarten dazumischen durfte und je länger die Ausritte geworden sind, desto mehr ist er auch wieder geistig aufgewacht. Im Sommer war dann sein Laufwillen größer als je zuvor. Er hat ständig nachgefragt, ob er nun endlich wieder rennen darf und wenn man dies nicht ganz klar verneint hat, dann hat er auch jede Chance ausgenutzt, das zu tun. Wenn er bewusst rennen durfte, dann wurde er nicht irgendwann müde, wie die meisten Pferde - sondern hat immer mehr Vorwärtsdrang entwickelt, je länger die Trab- oder Galoppstrecke war. Er hat sich da richtig hineingesteigert. Da er dabei jedoch noch nie etwas blödes gemacht hat und einfach nur aus Spaß an der Freude schnell gelaufen ist, gab es bis dahin noch kein Problem und wir haben uns darüber amüsiert, wie (über-)motiviert er ist. Wir haben im Trab über 20 km/h und im Galopp an die 40 km/h erreicht. Es hat einfach Spaß gemacht, auf so einer Powermaschine zu sitzen. Erst recht nach der wirklich langen Verletzungsphase, während der anfangs nicht klar war, ob und wie der Knabe überhaupt wieder reitbar werden würde.

Dann kam die Phase, in der wir seinen gelegentlichen Gangsalat besser in den Griff bekommen und gleichzeitig bewusst wieder tölten wollten. Den Tölt hatte ich erst im Spätsommer wieder mit ins Programm genommen. Dazu sollten wir den Trab nicht mehr im Entlastungssitz reiten, sondern stattdessen leichttraben, um ihm zu verdeutlichen, wann Trab und wann Tölt gewünscht ist. Das ist dem Patienten zuerst schwergefallen, klappt mittlerweile jedoch gut. (Renn-)Pass reiten wir nicht, zumindest nicht absichtlich. Augen rollen

So weit immer noch kein wirklich Problem. Das kommt jetzt: Inzwischen ist es oft so, dass der Knabe anfangs noch brav ist und das gewünschte Tempo und Gangart geht. Während des Ausritts steigert er sich jedoch oft durch das Reiten in höheren Gangarten in immer mehr Vorwärtsdrang hinein. Wenn man dann irgendwo antraben möchte, dann hat er zuvor schon so viel Vorwärtsdrang, dass man ihn stark zurückhalten muss. Dadurch bekommt er wiederum viel Spannung. Und der Reiter bekommt dann nur Pass statt Trab. Gleichzeitig ist es dann oft so, dass sich der Knabe dann gar nicht mehr zum Schritt durchparieren lässt, sondern einfach dahinpasst. Genau das ist nun das angesprochene Problem.

Von meinen anderen Isländern, die ich habe oder hatte, kenne ich solches Verhalten nicht. Die mussten eher immer motiviert werden. Auf dem Reitplatz haben wir seinen Vorwärtsdrang im Griff, da konnte mir meine Trainerin auch helfen. Aber im Gelände beim Ausreiten kann ich schlecht meine Trainerin mitnehmen. Daher wollte ich Euch fragen, ob Ihr Erfahrung mit solchen Pferden habt und mir Tipps geben könnt...

Danke schon mal und viele Grüße!



Geschrieben von Lexi am 27.10.2019 um 09:29:

 

Warum kannst Du Deine Trainerin nicht ins Gelände mitnehmen? verwirrt
Du hast doch nicht nur das eine Pferd, sie kann doch mit einem der anderen mitreiten?

Das würde in meinen Augen Sinn machen, weil sie Euch doch eh trainiert und kennt und so weiter in eine geplante Richtung gearbeitet werden kann.



Geschrieben von Vinja am 27.10.2019 um 09:55:

 

großes Grinsen Kenn ich! Ich hatte auch so ein Pferd, dass sich nach dem ersten Galopp nicht mehr entspannen konnte. Beim Trainerkurs war er irgendwann von dem konzentrierten Arbeiten so genervt und angeknippst, dass wir ausgeritten sind und einfach jeden Weg den er wollte galoppiert sind. Er war hinterher klitschnass, wahrscheinlich voll Adrenalin aber hochzufrieden. Er wäre wahrscheinlich gelaufen, bis er umgekippt wäre.

Vielleicht helfen ihm klar definierte Arbeitsphasen.Wege auf denen nur am Tölt gearbeitet wird, Strecken auf denen dann nur gearbeitet wird und dann eben seine Rennstrecken.



Geschrieben von Lieschen am 27.10.2019 um 10:39:

 

Die Frage ist, ist es tatsächlich sein Charakter oder ist es mangelndes Gleichgewicht?

Bei Charakter sind die Vorschläge von Vinja vielleicht nicht schlecht.

Wenn er mit nachlassender Kraft seinem nach vorn fallenden Schwerpunkt hinterher läuft, hilft nur gute Gymnastizierung und evtl. kürzere Reiteinheiten, damit er nicht ständig in das alte Muster zurück fällt und lernt sich besser zu tragen.


Bei meiner Stute ist Weglaufen eine Kombination aus Charakter und Gleichgewicht. Seit ich sie auch im Tölt ein paar Tritte im Schulterherein reiten kann, kann ich sie damit vorn wieder aufrichten und das Tempo ist dann kontrolliert und ohne unnötige Spannung.



Geschrieben von Helmingur am 27.10.2019 um 11:14:

 

Läuft er unter dir weg (fehlendes Gleichgewicht, Schmerzen, suboptimal es Ausbildung auf Rennen und Beine schmeißen. ..) oder will er wirklich nur laufen?
Mein älterer Wallach ist auch einer, der steigert sich rein. Das ist ein schmaler Gratbei ihm zwischen mir unter dem A... weglaufen und Gehwille.
Er entzieht sich auch gerne durch Rennen, wenn ich etwas von ihm möchte, was ihm schwer fällt oder gerade nicht in seinen Plan passt.



Geschrieben von Schnucki10 am 27.10.2019 um 11:47:

 

Spontan dachte ich ja „Traumpferd! Laß‘ doch den Tölt und die Trainerin einfach weg.“
Aber das hilft Dir nun null großes Grinsen



Geschrieben von Atli am 27.10.2019 um 14:34:

 

Ganz ehrlich: So ein Pferd würde ich nie rennen lassen, sondern ausschließlich diszipliniert und kontrolliert reiten Augenzwinkern
Meistens ist es eine falsche oder gar keine Ausbildung bzw. wie schon erwähnt ein dem Gleichgewicht hinterherlaufen!
So viele Pferde mit richtig viel und vor allem echten Temperament gibt's nämlich gar nicht cool

Auspowern können die sich in der Herde großes Grinsen Sowie ein Halfter etc. dran ist, sind die Pferde im Dienst und haben sich zu benehmen!!!



Geschrieben von Bylgia am 27.10.2019 um 16:34:

 

Meine ehem. Isistute war auch sehr lauffreudiges Pferd.
Glücklicherweise war sie zwar sehr lauffreudig, aber hatte kein hohes Temperament.
Der Grat zwischen ich höre noch was der Reiter sagt und ich will laufen mir ist egal was der Reiter sagt war eher schmal (aber sie ist mir NIE kopflos durchgegangen).

Gebessert hat sich das erst, als ich mir ihr damals 7-8 Stunden gegangen bin (logischerweise nach ein paar Monaten Aufbautraining und intervalltraining) und sie bemerkt hat, dass sie nicht sich beeilen muss, ihre Energie los zu werden, sondern dass sie wirklich so lange laufen darf wie sie will.
Sie konnte nach einem 7 Stundenritt noch die letzten 20-30 Minuten locker flockig und zufrieden galoppieren ... ich bin sie also nie "kaputt geritten".

Das war für uns der absolute Wendepunkt... ich hatte danach ein sehr zufriedenes Pony und dieses "ich renne los" war so gut wie weg.
Sie hatte aber bis am Schluss Probleme mit kurzen Ritten unter 2h.

Natürlich war das nicht das Einzige... z.B. war auch sehr konsequentes Reiten nötig und auch ein umlernen von mir, nicht an den Zügeln zu ziehen, sondern loszulassen bei schneller werden.



Geschrieben von snokil am 27.10.2019 um 17:09:

 

was ist, wenn du ihn so beschaeftigungstherapierst, dass er gar nicht mehr ans rennen denken kann?



Geschrieben von Lind am 27.10.2019 um 18:19:

Lampe

Ich könnte mir auch gut vorstellen, dass es ein Problem von noch fehlender Ausbildung ist.

Ich würde wahrscheinlich ganz viel gymnastizieren. Seitengänge, viele Handwechsel, Zirkel verkleinern/vergrößern... alles, was das Pferd mehr ins Gleichgewicht bringt und rittiger macht.

Gymnastizieren würde ich auch im Gelände und ich würde probieren über ruhigen Schritt und lange Trabstrecken Ruhe reinzubringen. Tölt würde ich erstmal weglassen. Bringt dir nichts, wenn du nicht richtig einwirken kannst.

Ganz gewiss würde ich ihn nicht immer an den gleichen Strecken rennen lassen. Da kann man in kürzester Zeit diese Strecken nicht mehr reiten, ohne dass er einem durchgeht.



Geschrieben von Filou am 27.10.2019 um 18:43:

 

Mein Paso hat auch relativ viel Power und steht immer mal wieder ganz schön unter Strom. Wenn ich da mit schnelleren Gangarten angefangen hab, hat er auch gern so auf Rennen umgeschaltet.

Bei ihm haben mir vorallem zwei Sachen gut geholfen: Zum einen habe ich immer wenn er seinen "Rennschalter" gefunden hat, im Schritt Aufgaben mit ihm gemacht, bei denen er seinen Kopf anstrengen musste. Das können z. B. ganz exakte 8er sein, oder Schulterherein oder erwas was eben eurem Ausbildungsstand entspricht und ihn vom Kopf her fordert. Dabei wurde er immer ruhiger.
Das andere ist eine Übung zum Anhalten. Und zwar nicht das Anhalten wie man es macht um zu Halten, sondern ein ins Halten schmelzen ohne jegliche Energie und dann stehen bleiben für einige Zeit. Das kann man als Belohnung anfangen, wenn er etwas besonders toll gemacht hat. Dann einfach Zügel lang, Energie weg, ganz passiv werden und sich vorstellen, wie toll man sein Pferd findet. Das sollte man am Anfang lieber auf dem Platz üben. Aber wenn das funktioniert, weiß das Pferd, das Entspannung toll sein kann und dann kann man es aus jeder Energielage dadurch runterbringen. Mein Paso steht dann da, senkt den Kopf und entspannt. Da ist das Rennen dann weg aus dem Kopf.



Geschrieben von Dasha am 27.10.2019 um 20:51:

 

Ich sehe es wie Lind, wenn man ihn immer die gleichen Strecken Rennen lässt hat man ganz schnell einen Durchgänger.

Sowas finde ich übrigens bei keinem Pferd gut, immer die gleichen Strecken zu Galloppieren, finde ich erzieherisch sehr schlecht.



Geschrieben von Vinja am 27.10.2019 um 21:59:

 

Der Meinung bin ich nicht. Ein Pferd sollte immer und in jedem Tempo auf jeder Strecke händelbar sein. Man züchtet sich doch keinen Durchgänger nur weil man eine Galopp oder Rennstrecke hat. Ein gut ausgebildeter und durchlässiger Passer knallt doch auch nicht einfach durch nur weil er eine Passbahn sieht.

Bis auf den Punkt bin ich da auch ganz bei Lind.



Geschrieben von Vinja am 27.10.2019 um 22:02:

 

Darum ging es mir auch nicht, sondern um die klar definierte Arbeitsphasen, die man auch gerne mit einer gezielten Umgebung verknüpfen kann.



Geschrieben von Bægifótur am 27.10.2019 um 23:03:

  RE: Pferd steigert sich in zu viel Vorwärtsdrang

Huch, mit so vielen Antworten in so kurzer Zeit hätte ich jetzt nicht gerechnet... Ich versuche mal eine Art Sammelantwort.

@Lexi: Ich könnte meine Trainerin schon mit ins Gelände nehmen. Nur würde das vermutlich eine teure und ineffektive Angelegenheit werden. Wir müssten schon wenigstens 1 h, besser 1,5 h ausreiten, um das Problem sichtbar zu machen und auch auf "geeignete" Strecken zu treffen. Dann können wir in 90 bezahlten Minuten vielleicht 5 Minuten am Problem arbeiten... Oder mit etwas "Pech" tritt es an diesem Tag vielleicht gar nicht auf.

@Vinja: Ich habe schon herausbekommen, dass es kontraproduktiv ist, mit besagtem Kandidaten auf immer den gleichen Strecken die gleiche Gangart zu reiten. Der Bursche ist ein großer Auswendiglerner. Wenn ich das zu oft hintereinander mache, dann besteht er dort so hartnäckig darauf, dass wir dort nicht mehr entspannt eine niedrigere Gangart reiten können - und vielleicht gar nicht mehr, weil er sich nicht mehr bremsen lässt. Oder er landet im Pass, weil er sich so reinsteigert und anspannt. Eine uralte Grundregel besagt ja eigentlich auch, dass man eben nicht immer an den gleichen Stellen einen Gang hochschalten, bzw. nicht immer auf den gleichen Strecken die gleiche Gangart reiten soll. Bei meinen anderen Jungs ist das nicht so tragisch. Bei diesem Buben leider schon. Gleichzeitig haben wir leider nicht so viele Auswahlmöglichkeiten in unserem Gelände. Es gibt gewisse Strecken, auf denen gewisse Gangarten möglich sind - die nutzen wir dann natürlich auch gerne und oft dafür. Aber dazwischen muss ich bewusst aus erzieherischen Gründen mal einen Gang niedriger Reiten, sonst läuft es ganz aus dem Ruder. Alleine darauf lässt sich das Problem jedoch auch nicht reduzieren. Dieser Kandidat schlägt auch mal in völlig neuem Gelände auf passenden Strecken vor, dass man dort gerne ein, zwei Gänge hochschalten könnte. Er kann wunderbar Strecken "lesen" und sie auf ihre Eignung für höhere Gangarten beurteilen. Schlauer Kerl...

@Lieschen: Sein Gleichgewicht ist durchaus noch ausbaufähig. Er mag jedoch dann am liebsten schnell rennen, wenn er noch bestens bei Kräften ist. Wird er doch mal müde (was bei ihm inzwischen nicht mehr oft vorkommt; am ehesten noch jetzt im für den Plüschi viel zu warmen Herbstwetter), dann mag er auch nicht mehr rennen. Dann wird er eher trödelig, kommt aus dem Takt, usw.

@Helmingur: Nach meinem Gefühl möchte er einfach nur rennen. Kennst Du eine Methode, um das sicher voneinander trennen zu können?

@Schnucki10: Ich muss noch erwähnen, dass wir den Tölt derzeit nur auf dem Reitplatz alleine üben. Im Gelände und vor allem in der Gruppe würde dabei noch nichts vernünftiges dabei herauskommen. Er hatte schon immer das Problem, dass er seinen Kopf recht tief tragen möchte - und es ihm dabei auch noch am liebsten wäre, wenn der Reiter seinen Kopf trägt. In Schritt, Trab und Galopp ist das eigentlich schon lange kein (großes) Thema mehr. Im Tölt sind wir gerade dabei, mit ihm zu üben, dass er den Kopf oben behält, sich selbst trägt und sich dabei mit möglichst feinen Hilfen im Tempo regulieren lässt. Alleine auf dem Reitplatz klappt das schon immer besser. Darauf beschränken wir uns aber auch, um es nicht wieder zu versauen.

@Atli: Keine Sorge, ich lasse den Knaben nur auf mein Kommando Gänge hochschalten und lasse ihm im jeweiligen Gang auch nur mit meiner Zustimmung das Tempo hochschrauben. Mir ist klar, dass ich verloren hätte, wenn ich ihm dies durchgehen lassen würde. Im Trab muss ich schon auch deswegen das Tempo beschränken, weil er sonst im Pass landet. Im Galopp braucht er ein gewisses Mindesttempo, damit er überhaupt galoppieren kann, das muss er bekommen, sonst klappt es nicht. Aber auch hier gilt, dass weiteres Beschleunigen nur mit meiner Zustimmung (und der meiner Mitreiter) stattfindet. Das findet er nicht immer toll, akzeptiert dies im Normalfall jedoch.

Gelegentlich ist er aber in einer Stimmung, in der er sich dann nicht oder kaum mehr bremsen oder durchparieren lässt. Wenn überhaupt, dann mit langem Bremsweg und ziemlich unschön viel Zügeleinwirkung. Für diese Momente bräuchte ich eine Lösung oder ein Rezept.

@snokil: Meinst Du gezielt in der Situation, die ich einen Absatz weiter oben beschrieben habe? Hm. Ich muss zugeben, dass ich das noch nicht so richtig probiert habe. Das könnte ein interessanter Ansatz sein. Hast Du zufällig Erfahrung, welche Übungen dabei am besten funktionieren? Sie müssten auch auf relativ schmalen Feldwegen ausführbar sein. Volten oder Kehrtvolten z.B. verbieten sich, da ich sein verletztes Bein nicht mit zu engen Wendungen überlasten möchte. Ich könnte mal Schenkelweichen, Schulterherein, Anhalten, Rückwärtsrichten probieren... Wobei ich mir unsicher bin, welche Lektionen dafür eigentlich gut und welche kontraproduktiv sind...

Achja, wenn ich mit ihm einen reinen Schrittausritt mache oder vielleicht noch die eine oder andere kurze Trabstrecke einbaue, dann hält sich sein Vorwärtsdrang in Grenzen. Je höher die Gangart und je länger die Strecke damit, desto mehr Vorwärtsdrang bekommt er.



Geschrieben von Schnucki10 am 28.10.2019 um 06:41:

 

Mein Post war ja nicht ganz ernstgemeint Augenzwinkern

In Summe klingt er a) etwas unausbalanciert (Galopp nur mit mehr Tempo, Trab und Tölt auch mit Takt- oder Haltungsproblemen) und b) wie ein normales, aber blütiges Pferd.

Da geht oft, wenn der Blüter schon im Sport eingesetzt war, auch nur: Entweder nur Schritt oder Hochspulen nach dem ersten Trab, das dann den restl. Ritt anhält.

Nach zwei eigenen VB und zwei Mitgerittenen war mir beim Isi -für mich- jetzt wichtig, dass ich zügelunabhängig immer im sehr guten Kontakt zum Pony bin.
Stete Verbindung, die nicht durch Rennen plötzlich ausgeknipst wird oder eine seeehr lange Leitung bekommt.
Ich will nicht mehr 100m vor der Strasse schon überlegen, ob und wie wir den Bremsweg „gestalten“.

Und ich will keinen „im Zweifel halt auf den Zügel“-Leger mehr.

Die ersten Ritte nach 1,5 Jahren Reha waren wirklich nur Zuhören schulen.
Und da war sie sehr sehr „bewegungsfreudig“ und angegrätzt, dass dies noch unerlaubt war.
Anhalten auf Stimmkommando (das durch 3.000 zusammen erlaufene Kilometer gut bekannt), Totloben und Keks. UND nicht nach dem Keks erhappsen sofort wieder losschiessen, sondern stehenbleiben, bis aufgegessen.

Je wilder Pony, desto mehr Anhalten.
Tempovarianz durch 1 leisen Schnalzer für in Gangart schneller, 2 laute Schnalzer für nächste Gangart und ein langgezogenes Pssssssstttt für jede Temporeduktion, „Halt“ zum Stehenbleiben.

Wir gehen immer noch extrem viel spazieren, ich laufe immer komplett hinter dem Pferd und wir haben ein „Rennspiel“:
Pferd wird langsam im Schritt, ich überhole, Schnalze, Pferd trabt an mir vorbei und pariert von allein durch, bevor der Strick auf Spannung kommt.
Hauptaugenmerk liegt nur auf dem lockeren Strick (4m?) am Ende, das wird gekekst, wenn besonders perfekt.
Hat sie kapiert und erkennt ihre gute Reaktion inzwischen selbst und erfragt den Keks Augenzwinkern

Beim Reiten haben wir wenig schöne Strecken, Rennstrecken quasi keine.
Galoppiere ich DIE Strecke nicht, galoppiere ich gar nicht.
Auch da gibt es zwischendurch immer mal „heute hier nur Schritt“.

Durch die lange unfreiwillige „Vorarbeit“ nach der OP hab ich aber nun eine Rennsemmel, die mich in ihrem Zuhören mehr als überrascht.
Die Zügel nehme ich zum Durchparieren nicht auf, sie kann ihren Übermut in dem Moment für den zu erwartenden Keks und das freudig quietschende Frauchen nach dem Anhalten aus dem Galopp gut zurückstellen Augenzwinkern

Dafür darf sie auch mal von selbst das nächsthöhere Tempo vorschlagen.
Mir ist korrekte Ausbildung, korrektes Reiten usw. aber auch nicht mehr wichtig.
Funktionalität und höchstmögliche Verläßlichkeit kommen hinter: Spaß.


Nur als Idee - falls das Hauptaugenmerk bislang mehr auf „Zügel und klass. Hilfen“ lag.
Ansonsten: Vergiß‘ einfach meinen Roman Zunge raus



Geschrieben von Lind am 28.10.2019 um 07:13:

 

@ Vinja,
bei normalen Pferden gebe ich dir recht, aber bei einem, das sich sowieso stresst, wäre ich vorsichtig. Mein Wallach neigt ein bißchen dazu. Wir haben viele Strecken, die wir öfter galoppieren, aber auch ganz bewußt im Schritt reiten. Er ist eigentlich auch sehr rittig und brav. Es gibt aber eine Strecke, seine Lieblingsgaloppstrecke, da kann ich ihn auf dem Weg dorthin schon kaum halten. Dort angekommen, schießt er richtig weg. Und das hab uch selbst versaut, weil wir dort so oft galoppiert sind - vor 20 Jahren. Aber das hat er sehr fest abgespeichert.

Bestimmte Strecken als ruhige Arbeitsphase ist aber eine gute Idee.



Geschrieben von Baron am 28.10.2019 um 08:31:

 

Ich habe festgestellt dass solche Rennsemmeln (sofern er nicht wegen was anderem rennt) oftmals noch "greller" werden wenn man mit Gebiss reitet und mehr oder weniger automatisch versucht damit zu bremsen.

Sehr oft hat in meinem Umfeld der Wechsel auf Gebisslos (evtl Mexikanisches Hackemore) geholfen, wobei man das am besten erstmal auf dem Reitplatz antestet.

Ansonsten muss man auf jeden Fall ausschließen dass irgendwo Schmerzen sind, Zähne, Sattel, Rücken.....



Geschrieben von Zambezi am 28.10.2019 um 10:56:

  RE: Pferd steigert sich in zu viel Vorwärtsdrang

Zitat:
Original von Bægifótur
Achja, wenn ich mit ihm einen reinen Schrittausritt mache oder vielleicht noch die eine oder andere kurze Trabstrecke einbaue, dann hält sich sein Vorwärtsdrang in Grenzen. Je höher die Gangart und je länger die Strecke damit, desto mehr Vorwärtsdrang bekommt er.


Im Grunde hast Du Dir die Antwort damit ja schon selbst gegeben. Wenn Du das Problem von Grund auf angehen willst, solltest Du Dich darauf einstellen, mindestens ein paar Monate lang nur ganz entspannt im Schritt auszureiten. Irgendwann kommt dann ein lockerer und ganz entspannter Trab dazu, aus dem sofort durchpariert wird, wenn irgendeine Spannung aufkommt. Wahrscheinlich wird es sehr lange dauern, bis ein lockerer, entspannter Galopp möglich ist … es braucht SEHR viel Geduld, aber meiner Erfahrung nach ist das die einzige Methode, die wirklich hilft, damit solche Pferde runterkommen.



Geschrieben von Lind am 28.10.2019 um 12:09:

 

Ich bin ganz bei Zambesi!

Im Schritt ausreiten und versuchen entspannt anzutraben und aufhören, wenn er zu rennen beginnt. Dazu viel gymnastizieren und die Rittigkeit verbessern.

Evtl. könntest du auch ein kolum. Bosal ausprobieren. Ich finde, dass man damit hektische Pferde besser bremsen kann. Ich hab immer das Gefühl, dass man die Pferde mit dem Gebiss eher nach oben zieht und dann laufen sie erst recht. Mit dem Bosal drückt man die Nase -gefühlt - eher in Richtung Brust und da sind sie entspannter und kommen eher zu Ruhe. Ist aber nur mein Gefühl.


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